...ist eine ehemalige Industrieansiedlung nach ihrem Gründer, dem Grossindustriellen Eusebi Güell benannt. So ist dem bärtigen alten Herrn dann auch das Standbild auf dem Stadtplatz gewidmet.
Die Stadtstruktur ist unverkennbar vom Reissbrett und erinnert uns mit seiner streng rechtwinkligen Ordnung an Neuruppin. Die Landschaft drumrum und die Baumalleen die drauf zu führen verstärken noch diese Assoziation.
Architektur und Details sind dann jedoch ziemlich anders als im Brandenburgischen Klassizismus gewohnt. Hier herrscht Modernismo vor, die Katalanische Variante des Jugendstil, welcher zu Bauzeit der Siedlung (Beginn 1890) hier ja gerade gross in Mode war und darüberhinaus in Herrn Güell einen grosszügigen Förderer besass (vgl.Eintrag "Palau Güell").
Sind die Arbeiter-Reihenhäuser recht schlicht gehalten, gibt es jedoch einige Sonderbauten die sich aus dem gestalterischen Mass deutlich herausnehmen. Hier im Bild die Villa des Fabrikdirektors. Auffällig in Grösse und Detailfreudigkeit.
Maurer, Schlosser, Tischler und alle anderen beteiligten Handwerker gaben ihr Bestes.
Und die heutigen Bewohner (ja schon längst keine Fabrikarbeiter mehr!) tun ihr Übriges und schmücken das Idyll mit liebevoller Blütenpracht.
Als Güell das Gelände erwarb, war es noch ein Landgut 15km vor der Stadt, mit seinem mittelalterlichen Gutshaus (begonnen 1692), der Masia Can Soler.
Das prachtvolle Anwesen ist in Privatbesitz und recht gut erhalten, wenn auch etwas angestaubt und bröckelig...
...was ihm ja allerdings seinen besonders malerischen Charm verleiht! Manche Tür ist hier schon viele Jahre nicht mehr bewegt worden, und die Natur bemächtigt sich vieler Ecken und Winkel wie sie nur kann.
Berühmtestes Bauwerk der Siedlung ist die Krypta vom Kollegen Gaudí. Es sollte ja eigentlich ein imposanter dreischiffiger und zweigeschossiger Kirchenbau werden...
...aber das Projekt wurden dem Mäzenen Güell dann doch irgend wann zu teuer, und es blieb eben beim heute erhaltenen Untergeschoss, der sogenannten Krypta.
Gaudí nahm hier viele Prinzipien seines späteren Hauptwerks, der Sagrada Familia, vorweg. So eben das statische Konzept der Kettenbögen, welches in einer begleitenden Ausstellung nachvollzogen wird (einschliesslich Spiegel!). Mal wieder ein besonders Gaudianisches Detail, die bunten Verglasungen mit den Schmetterlings-Öffnungsflügeln:
Nach Mittagsbocadillo im Schatten der Pinien und einem doppelten Tallat im Café auf dem Dorfplatz waren wir wieder frisch genug, um noch einen kleinen Ausflug in die reizvolle Umgebung hier im sich weitenden Delta des Llobregat zu unternehmen.
Vom Weg aus haben wir einen tollen Blick auf Kirschbäume, die Siedlung mit dem Schornstein der ehemaligen Textilfabrik als Wahrzeichen und Barcelona im Hintergrund.
Die Gegend ist ja in den vergangenen 50 Jahren sehr zersiedelt und mit viel neuer Industrie belastet worden. Dennoch findet man mittendrin noch, zu unserer Überraschung, manch ein "Sound-of-Music-Idyll":
















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