Vom 16. bis 26. Juni waren wir in Berlin und Brandenburg unterwegs. War der Ankunftstag noch ganz dem Besuch der Eltern gewidmet, gings Tags drauf schon, treu der lieb gewonnenen Gewohnheit, mit dem Fahrrad kreuz und quer durch die Stadt. Uns fiel dabei mehr als je zuvor auf, wie weitläufig das Stadtgebiet ist (verglichen mit Barcelona, wo man fast immer Alles bequem erlaufen kann).
Es ging erstmal durch den Tiergarten und ich bestand auf einem Foto mit einem meiner absoluten Liebligsgebäude, dem Eternithaus (Paul Baumgarten für die InterBau 1957).
Quasi gleich gegenüber, auf der anderen Seite der Altonaer Strasse, befindet sich das "Teehaus im Englischen Garten" . Ein berückend schöner und lauschiger Ort für ein Käffchen im Schatten mächtiger Bäume und weniger rummelig als der Schleusenkrug oder das Café am Neuen See.
Wir besichtigten wiedereinmal die Fortschritte auf der Museumsinsel. Beim letzten Mal im August des vergangenen Jahres war ja hier noch Baustelle. Die Arkaden sind restauriert und zugänglich und die gärtnerische Anlage im Zentrum ist fertig gestellt, was neue Perspektiven auf das Ensemble aus Nationalgalerie und Neuem Museum ermöglicht. Mich hat auch gefreut zu sehen, dass mit dem Bau der James-Simon-Galerie nach Chipperfields viel versprechendem Entwurf bereits begonnen wurde. Also Berlin ist wie immer im Werden...
Schon Gewordenenes haben wir unter Anderem am neuen "Litfass-Platz" entdeckt. (Hier unten hat sich jetzt wegen der hübschen grafischen Analogie noch das Spreedreieck ins Triptichon reingemogelt)
Uns gefiel das neue städtebauliche Gefüge, dem es gelingt, alle umgebenden und bisher unvermittelt zusammengewürfelten Versatzstücke verschiedenster Bauepochen auf der Abseite des Hackeschen Marktes sinnvoll zusammen zu binden.
Wir proben das "Bionade-Lebensgefühl" beim Picknick auf der tollen Bank, stilecht mit belegten Bagels versteht sich.
Den obligatorischen Nachmittagskaffee nehmen wir in einem der Terrassencafés unter den S-Bahn-Bögen am James-Simon-Park ein. Siesta gleich inbegriffen auf den supercoolen Liegen. Was man als Berlin-Tourist so macht eben...
Beim Rückweg nach Kreuzberg kommen wir noch über die Schlossbrücke. Dass auf dem Bild die fast fertig gestellte Infobox fürs Schloss nicht drauf ist, ist kein Zufall. Den kantigen Klumpen will doch keiner sehen!
Zwischen dem Widersehen mit Fritz und Halit bei den BauWerken am Montag Mittag und dem nachmittags geplanten Besuch bei Mariana, blieb noch Zeit für einen Rundgang im Charlottenburger Schlosspark.
Uns fiel auf, dass die Blickachse zum Mausoleum gelichtet wurde. Die Sichtbeziehung war zuletzt arg zugewuchert wie wir es in Erinnerung hatten.
Andere Gewächse, wie die riesige alte Eiche mit ihrem knorrigen Geäst, haben mehr Glück und kommen ungeschoren davon.
Natürlich durfte auch ein Aufstieg auf den Kreuzberg nicht fehlen. Waren wir doch wieder in der Nachbarschaft, in unserem alten Kiez am Mehringdamm untergebracht. Danke nochmal dafür bei der Gelegenheit Pedroschatzi!
Dienstag hatte ich mich für eine Besichtigung des Showrooms von "Mosaic del Sur" angemeldet. Der Hersteller der schönen Zementfliesen (vgl. ...übrigens: Mosaico Hidraulico) hat ja leider keine Ausstellung in Barcelona und so war es eine gute Gelegenheit diesmal in der Kolonnenstrasse vorbeizuschauen.
Die Räume liegen im Quergebäude im ersten Stock wohin man über eine fantastische Spindeltreppe gelangt. Bei der sehr sympatischen und fachkundigen Beratung erfuhr ich, dass die Zementfliese sehr wohl auch in Deutschland bekannt war. Man kann sie in Eingangshallen von Treppenhäusern aus der Gründerzeit finden. Tatsächlich sahen wir später bei einem Spaziergang durch den Riehmers Hofgarten ein Entree mit einem aus dem Mosaik gestalteten Wort "Salve". Die Ausstellung gibt nur einen Teil der Möglichkeiten für Dekore und Farben wieder, kann man doch jedes Muster in jeder beliebigen Farbstellung bestellen. Also ich hoffe bald mal davon Gebrauch machen zu können...
Ebenfalls an der Kolonnenstrasse befindet sich der Grossbelastungskörper. Gebaut 1941-1942 um die Tragfähigkeit des Untergrunds zu testen, auf dem von Albert Speer die "Welthauptstadt Germania" erbaut werden sollte. 12.650 Tonnen massiver Stahlbeton mit einem Durchmesser von 21 Metern stehen auf einem Sockel von 11 Metern Durchmesser. Messversuche wurden noch bis 1977 fortgeführt. Steht heute unter Denkmalschutz...
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..und kann besichtigt und sogar betreten werden.
Im Inneren erzeugen die erhaltenen Utensilien eine schauerliche Realität, fast als könnte es morgen mit den Plänen von damals weitergehen.
Eine Aussichtsplattform (mit begleitender Ausstellung im Sockelbau) ermöglicht den Blick aufs Ganze von oben und lässt auch die Dimension des Projektes im Stadtraum erahnen. Hat man doch von hier aus freien Blick bis zum Potsdamer Platz und weit darüber hinaus, wo dann am Horizont die "Grosse Halle" erscheinen würde.
Im Modell unten sieht man die "Nord-Süd-Achse". Der Grossbelastungskörper befindet sich dort wo der "Triumpfbogen" entstehen sollte.
Von dem Schrecken erholen wir uns mit einer Tour südwärts, am Schöneberger Südgelände längs und am Insulaner vorbei bis wir den Teltowkanal erreichen. Weiter gehts am Kanal runter bis nach Zehlendorf; unser Ziel ist Anneliese.
Seit vielen Jahren eines unserer Lieblings-Kaffeehäuser. Ein Wallfahrtsort für Alle die gute Kuchen mögen! Diesmal gabs Stachelbeer- bzw. Rhabarber-Baiser und Himbeertorte. Wahnsinn!
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Mittwoch und Donnerstag machten wir einen Ausflug ins Ruppiner Land nach Boltenmühle. Die alte Wassermühle ist zu einem konfortablen
Hotel ausgebaut. Das Mühlrad ist nur noch zur romantisch-kitschigen Dekoration in Bewegung. Wie auch sonst die ganze Anlage nur so strotzt vor heimattümelnder Staffage.
Der Blick von unserem Balkon der Mansarde im Nebengebäude auf Haupthaus und Restaurantterrasse vermittelt einen Eindruck von der idyllischen Lage mitten im Wald.
Rings um die verschiedenen Gebäude sind hübsche Gärten angelegt, und es gibt sogar einen Kräuter- und Gemüsegarten der wohl die Restaurantküche mit frischen Zutaten versorgt.
Zur Anlage gehört auch die Seesauna mit Schwimmbad und Zugang zum Mühlteich. Wir machten bei unserem Kurzaufenthalt keinen Gebrauch von dem Angebot.
Auch nicht von der Möglichkeit Paddelboote, Fahrräder und sonstiges Sportgerät zu leihen.
Liegt Boltenmühle doch direkt am Tornowsee, mit eigenem Zugang und Badestelle.
Wir zogen es vor mit einer Rundwanderung unser altes Paddelrevier von Land aus zu geniessen.
Wunderbar die Stille im Naturschutzgebiet. Motorboote sind auf den Gewässern zum Glück verboten.
Die Natur wird sich überlassen und dank der Wochentage und der gemischten Wetteraussichten, hatten wir das Alles fast für uns alleine. Und da uns die Sonne noch ´ne ganze Weile durchhielt, wagten wir sogar ein erfrischendes Bad.
Der Blick in den Rottstiel-Kanal über den wir früher immer von Molchow kommend den Tornowsee erpaddelten.
Ein Kopfstein gepflasterter Waldweg führt zu der Ablage...
...wo wir kurz rasten und den berückenden Ort auf uns wirken lassen.
Schon fast wieder zurück am Hotel überqueren wir den Kunsterbach der hier kurz vor seiner Mündung in den See zu einem weiten Erlensumpf angestaut wird. Ein Paradies für Wassertiere und Amphibien aller Arten.
Zurück auf der Hotelterrasse gabs einen Eiskaffee und während der Siesta auf dem Zimmer kam dann der angekündigte Gewitterschauer nieder. Bis zur Abendbrotszeit wars aber schon wieder vorbei...
...und wir unternahmen noch einen Spaziergang in der nächtlichen Dämmerung. Die Regentropfen pladderten bei jedem Windhauch von den hohen Buchen und Erlen. Nachtigall und Co. liefern sich einen erbitterten Gesangswettkampf. Nebelschwaden hüllen das letzte Licht in dieser Sonnenwendenacht in gespenstische Schleier.
Am nächsten Morgen scheint wieder sie Sonne und nach einem ausführlichen Frühstück machen wir uns auf zu einer Wanderung zum benachbarten Kalksee. Beim Ausgang der Hotelanlage fällt uns das fast völlig zugewachsene Wohnhaus auf, in dem Ferienwohnungen des Hotels untergebracht sind.
Der Weg zum Kalksee führt durch das Kerbtal des Binenbach. Der schmale Trampelpfad schlängelt sich oft dicht am Bachbett entlang...
...tief in die hügelige Landschaft der sogenannten "Ruppiner Schweiz" eingeschnitten...
...mit seinem berückenden, gefilterten Licht unter mächtigen Kiefern und Buchen.
Nach etwa 20 Minuten erreichen wir den Abfluss aus dem Kalksee...
...dessen Name von seinem kalkhaltigen Wasser zeugt mit dieser charakteristischen blassgrünen oder je nach Lichteinfall türkis schimmernden Farbe und milchigen Transparenz.
In Binenwalde reizt mich die Neugierde den alten Ballsaal mit Biergarten wiederzufinden. Es freute mich zu sehen, dass hier noch Alles ist wie ich es vor vielen Jahren das letzte Mal gesehen hatte.
Mit seinem leicht morbiden Charme bezaubert der Ort noch immer auf seine spezielle Weise. Die Zeit scheint hier anders zu ticken...
Am Mittag machen wir dann noch einen Abstecher nach Neuruppin. Seit unserem letzten Besuch können wir feststellen, dass die schönen alten Häuser mehr und mehr restauriert sind...
...und die grosszügige und streng rechtwinklige Struktur ist gut erlebbar.
Der nach städtebaulichen Reformprinzipien gestaltete Wiederaufbau der Stadt nach dem Brand von 1787 bildet eine in seiner Originalität einzigartige klassizistische Stadtanlage.
Auf dem Marktplatz steht das Denkmal Friedrich Wilhelm III, aber uns interessieren mehr die leckeren Waldbeeren.
Wir erweisen den Herren Fontane und Schinkel die Aufwartung. Die berühmtesten Söhne der Stadt haben ja nicht unerheblich zur Bekanntheit Neuruppins beigetragen.
Fast von jedem Punkt ist die Klosterkirche im Blick. Von der Seebrücke aus ergibt sich eine Postkartenansicht.
Bei Kaffe und Kuchen am Markt erholen wir uns bevor es am Nachmittag wieder zurück geht nach Berlin, wo wir Muttis Auto zurückgeben und mit der fast vollständigen Familie versammelt zu abend essen.
___________________________________ Tags drauf entdeckten wir beim Rundgang über das Bergmannstrassenfest diesen Churros-Wagen. Ich bin ja kein grosser Fan dieser fettgebackenen Süssigkeit, aber die Verbindung der typisch spanischen Spezialität mit der Würstchen- und Frittenmeile und dem Hintergrund bildenden Chamissoviertel fanden wir schon sehr originell.
Am Samstag war dann noch der CSD-Umzug zu absolvieren. Eine tolle Gelegenheit nochmal viele Freunden und alte Bekannte zu sehen. Wir trafen uns am Wittenbergplatz mit Stephan und Olli. Später kamen dann noch Franz, Christian, Silke und diverse Assoziierte dazu.
Mit dem Erreichen der Siegessäule schloss sich gewissermassen der Kreis unseres erfrischenden Berlinaufenthaltes.
War das emblematische Bauwerk doch schon auf dem Titelbild dieses Eintrags an erster Stelle zu sehen! Bis bald dann also an alle Freunde und Familie. Wir sehen uns sicher bald wieder hier oder in Barcelona oder sonstwo...
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